Eine Arbeitsgruppe im Lebensministerium entwickelte ein Model für eine Strafsteuer auf Einweggetränkegebinde, die die österreichischen Konsumenten mit bis zu € 670 Mio. pro Jahr belasten würde. Die neue Massensteuer, fälschlicherweise als aufkommensneutrale Lenkungsabgabe dargestellt, würde zum Beispiel bedeuten, dass eine 0,5 Liter Flasche Mineralwasser, die derzeit inkl. USt. € 0,49 kostet, nach voller Verwirklichung des Models mit € 0,73 im Regal stehen würde.
Dass es sich bei dieser Strafsteuer wieder einmal nicht um eine unweltpolitische Weichenstellung, sondern um eine reine Geldbeschaffungsaktion handelt, zeigt eine Studie des renommierten deutschen IFEU Instituts „Öko-Bilanz von Getränkeverpackungen in Österreich, Sachstand 2010“.
Die Ergebnisse der Studie sind kurz zusammengefasst wie folgt:
Untersucht wurden die Gebinde (1,5l und 2l Einweg-PET, 1l Mehrweg Glas und 1,5l Mehrweg-PET) für die Getränkearten Mineralwasser und Limonaden. Die untersuchten Gebindetypen repräsentieren – mit Ausnahme von Mehrweg PET, das in Österreich nicht mehr erhältlich ist – rund 75% des heimischen Mineralwasser- und Limonadenmarktes.
Der ökobilanzielle Vergleich zwischen den PET Einwegflaschen und den Glas Mehrwegflaschen zeigt auf Basis der aktuellen Marktgegebenheiten in Österreich keinen Vor- oder Nachteil der PET Einwegflaschen gegenüber den Glas Mehrwegflaschen. Dies gilt für Mineralwasser genauso wie für Limonaden. Unter den Randbedingungen eines regionalen Vertriebs (bis zu 60 km) zeigen die Glas Mehrwegflaschen einen Vorteil gegenüber den PET Einwegflaschen. Wesentlich für das Ergebnis ist das hohe Recyclingniveau einschließlich der Bottle-to-bottle-Verwertung der Kunststoffflaschen in Österreich. 82% der in Österreich verkauften 1,5L und 2,0L PET Einwegflaschen werden zur Verwertung erfasst. Mehr als 75% der Marktmenge werden einer stofflichen Verwertung zugeführt. Optimierungspotenzial zeigt sich beim Flaschengewicht sowie beim verwendeten Anteil von PET Rezyclat.
Positiv für die Glas Mehrwegflasche wirkt sich der niedrige Ressourcenverbrauch durch die angenommene Zahl von 30 Umläufen aus. Nachteilig auf die Ökobilanz von Glas Mehrwegflaschen ist vor allem die Distribution, weil sich durch die Notwendigkeit einer Hin- und Rückfahrtlogistik im Vergleich mit den PET Einwegsystemen längere Fahrtstrecken ergeben. Eine Auswertung der Studie zeigt, dass alle untersuchten PET-EW-Gebinden im Zuge der Distribution pro Jahr rund 14,7 Mio. km transportiert werden. Würden diese PET-EW-Gebinde gesamt durch PET-MW-Gebinde 1,5l ersetzt werden, würden die Transportwege auf 23,7 Mio. km (+61%) ansteigen. Bei einem gesamthaften Wechsel auf Glas-MW würden die Transportwege auf 35 Mio. km (+138%) steigen.
Ein weiterer Faktor ist die erforderliche Reinigung der Flaschen und Kisten, die im Vergleich zu den PET Einwegsystemen zu höheren Umweltlasten bei der Abfüllung führen.
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